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Leipzig wirbt mit den Ergebnissen des World Social Capital Monitor

Als erste deutsche Stadt wirbt Leipzig in seinem Jahresbericht 2020 mit den Ergebnissen des World Social Capital Monitor 2019 (siehe Abbildung von Seite 7). Der Bericht kann hier heruntergeladen werden.

Tatsächlich schneidet Leipzig auch in anderen Indikatoren überdurchschnittlich ab, so in der Bereitschaft, öffentliche Güter durch Steuern mitzufinanzieren.

Der Leipziger Volkszeitung waren die Ergebnisse insbesondere im Vergleich mit Berlin einen Artikel wert. Titel: Leipziger sind freundlicher und hilfsbereiter als Berliner.

Da Berlin fast 4 Millionen Einwohner hat, müssten aber Berliner Bezirke in der Größe von Leipzig, etwa Friedrichshain-Kreuzberg oder Charlottenburg-Wilmersdorf mit Leipzig verglichen werden. Dies wäre theoretisch in der Version mit den Berliner Bezirken möglich,  die bereits im Testbetrieb ist: https://trustyourplace.com/berlin
Leider lehnen sowohl der Senat wie die Bezirke bisher eine Unterstützung der Umfrage ohne Begründung ab. Wir werden es 2021 erneut versuchen.

Deutscher Sozialklimamonitor interessiert auch das Fernsehen

Unsere weltweite Umfrage mit dem allzu wissenschaftlichen deutschen Namen Sozialklimamonitor ist vor der Corona-Krise von vielen Verwaltungen belächelt worden: Sind soziale Güter nicht das Ergebnis von erfolgreichem Wirtschaftswachstum und den daraus resultierenden hohen Steuereinnahmen? Was kann man sich für soziale Güter kaufen?

Insgesamt rund 400 Medien sahen das nicht so und berichteten. Mehrere Zeitungen, auch die Deutsche Presseagentur dpa haben unsere Umfrage nach Vertrauen, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit mit eigenen TV-Teams auf den Strassen von Berlin, Frankfurt, Köln, Leipzig, München und Köln selbst duchgeführt. Hier Berlin:

Die Umfrage fand, wie man sieht, vor der Corona-Krise statt. Für uns ist die Krise Anlass, Städten, Kommunen, Kantonen, Bezirken, Landkreisen und Bundesländern in Deutschland, Österreich und der Schweiz erneut die Teilnahme am Sozialklimamonitor anzubieten.
Freundlichkeit befördert und erzeugt nämlich jene als Vertrauen und Solidarität bezeichnete Hilfsbereitschaft, auf die Millionen Bürger und unsere Staaten nun bauen müssen, wenn sie wieder in die Normalität eines funktionierenden Gemeinwesens zurückkehren möchten.
Also: Machen Sie 2021 mit beim Deutschen Sozialklimamonitor!

„Statt Überfremdung könnte uns auch Überfreundlichung ereilen“ – Medien über die neuen Ergebnisse des Sozialklimamonitors

Nicht nur Freundlichkeit, auch die Erforschung der Freundlichkeit in Deutschland ist ansteckend. Nachdem am 11. März 2019 etwa 150 Medien die Meldung der dpa über erste Ergebnisse unserer weltweiten Umfrage nach Freundlichkeit veröffentlichten, machten sich einige Fernsehanstalten daran, selbst mit der Kamera auf die Straße zu gehen. So befürchtete der Berlin-Brandenburgische RBB, dass Berlin und Brandenburg die Ergebnisse verschlechtern würden:

Das kann von uns so nicht bestätigt werden. Vielmehr gibt es in einzelnen Berliner Gegenden sogar deutschlandweite Bestwerte.
Die Kollegen vom Springer-Verlag gingen in Leipzig, Frankfurt und München auf die Straße:

Die im WELT- Bericht geäußerte Vermutung und Behauptung, Münchner gelten als „besonders freundlich“ kann allerdings aufgrund der bisherigen Ergebnisse ebenfalls nicht bestätigt werden.
Dass die Meldung eigentlich um die große Freundlichkeit in afrikanischen Armutsstaaten ging, bemerkten die meisten Medien nur am Rande. Der Deutschlandfunk machte es aber zum Titel (siehe Bild).
Wer möchte, kann unsere Ergebnisse auch auf Deutsch im Original lesen: Auf jeden Fall zeigt die große Resonanz, dass es sich lohnt, Freundlichkeit, Vertrauen, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft zu diskutieren und lokal zu bewerten und zu fördern.
In Berlin ging die dpa-Reporterin Antonia Hofmann auf die Straße und widerlegte die These von der angeblichen Berliner Unfreundlichkeit.
Freundlichkeit ist eben keine kollektive Eigenschaft, kann deshalb auch individuell verbessert werden. Ein Kommentator des TV-Senders N-TV endete seine Meldung so:
„Das lässt das ganze Zuwanderungsthema doch wieder ganz anders erscheinen (Achtung, eigene Meinung fließt mit ein, Zwinker, Zwinker): Statt Überfremdung könnte uns auch Überfreundlichung ereilen.Quelle.

Freundlichkeit – ja, aber wie kann man sie messen und fördern?

Vor sechs Jahren, im Jahre 2013 hatten Werbestrategen von Coca-Cola die Idee, einen ‚Tag der deutschen Lebensfreude‘ auszurufen. In einer Umfrage des Forsa-Instituts ließen die Brauseverkäufer 1000 ausgewählte Teilnehmer bewerten, wie freundlich man in Deutschland miteinander umgehe.

Ganze drei Prozent bestätigten dabei ihren Landsleuten einen besonders freundlichen Umgang. Coca-Cola gründete gar ein Happiness-Institut, das jedoch angesichts der dürftigen Ergebnisse schnell wieder stillgelegt wurde. Die Studie verblieb in der Schublade.

Nicht nur in Bolivien: Freundlichkeit stärker als Gruppenzugehörigkeit

Zur Glücksforschung – legendär das Bruttosozialglück der Bhutanesen – zählt immer auch die Frage nach der Freundlichkeit. Die erscheint auf den ersten Blick einfach. So wusste im August 2018 der schwäbische Südkurier: „Freundlichkeit macht gesund und glücklich.“
Wissenschaftlicher ging man die Sache im Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie an.
In Experimenten mit bolivianischen Gartenbauern fand man heraus, dass die Teilnehmer freundliche Fremde Mitgliedern der eigenen Gruppe vorzogen.
Freundlichkeit, so das Fazit der Leipziger Forscherin Dr. Anne Pistor (im Bild rechts in Bolivien mit Francisca Oye), überbrückt Gruppenzugehörigkeit.
Wenn nun Freundlichkeit in jeder Beziehung sinnvoll und nützlich ist – warum wird sie dann nicht gemessen und sozial aufgewertet?

Das Basel Institute of Commons and Economics beschäftigt sich bereits seit 2010 damit, wie ein Indikator für Freundlichkeit entstehen könnte. 2012 gab Arne Scholz der evangelischen Zeitung Chrismon ein Interview mit dem Titel ‚Wir dürfen nicht nur das Geld zählen‘.

Hintergrund waren die jedes Jahr von der Bertelsmann-Stiftung Stiftung verbreiteten Ranglisten, in denen stets die reichsten Landkreise in allen Faktoren vorne liegen.

Die Botschaft dahinter: Nur Wirtschaftswachstum und Privatisierung helfen ärmeren Kommunen und Landkreisen.
Mit dem World Social Capital Monitor, der seit 2016 als UN-SDG-Partnerschaftsprojekt in 45 Sprachen läuft, kann nun erstmals auch die Freundlichkeit dort bewertet werden, wo sie stattfindet, wo sie gebraucht und gefördert werden kann: in jedem Ort.
Durch die neuen sozialen Medien wird Freundlichkeit nun auch in Form von Videocasts diskutiert. (hier war ein Link zu einem leider bei YouTube gelöschten Video.

Allerdings nützt es keinem Ort, wenn die Bürger lesen, dass „die Deutschen“, also 82 Millionen Menschen, so freundlich oder unfreundlich seien.
Freundlichkeit beginnt mit dem Schritt aus der Haustür.
Mit der Geduld im täglichen Berufsverkehr.
Mit einem Lächeln am Telefonhörer.
Dass sie als Indikator belächelt wird, schadet ihr deshalb bestimmt nicht.

Warum die Bereitschaft, Steuern zu zahlen, ein Indikator ist

Anfang 2019 konnten die Leser von inzwischen 170 Medien eine überraschende Meldung der dpa lesen: Die Deutschen, so hieß es dort, haben im weltweiten Vergleich eine hohe Bereitschaft, Steuern zu bezahlen.
Die vom Basel Institute of Commons and Economics in der Finanzierungskommission der Vereinten Nationen veröffentlichten ersten Ergebnisse des World Social Capital Monitor zeigten in der Tat, dass im internationalen Vergleich Deutschland im Wortsinne ein Steuerparadies ist. (siehe Bild in der FAZ)

Nachdem es bisher sowohl die EU als auch die Bundesregierung ablehnten, die Bereitschaft zum Mitfinanzieren öffentlicher Güter als Indikator anzuerkennen – EU Steuerkommissar Pierre Moscovici lehnte 2017 den Indikator mit der Begründung ab, er könne Staaten auf den Gedanken bringen, diese Bereitschaft und damit die Steuern zu erhöhen – sind die UN-Nachhaltigkeitsziele und die Tax Commission der UN derzeit die einzigen Institutionen, die den neuen Indikator zulassen.

Das ist erstaunlich, denn gerade die EU und die Bundesregierung möchten ja ihre Steuereinnahmen ständig erhöhen und begründen dies mit steigenden Sozial, Umwelt- und Verteidigungsausgaben. Mit einem Jahresbudget von etwa 175 Milliarden Dollar ist die EU zudem die weltgrößte IGO (Inter Governmental Organization) – und verfügt damit über das Vierfache des Budgets der gesamten UN.
Es ist zu hoffen, dass sich diese Einstellung 2019 ändert und im Deutschen Sozialklimamonitor erstmals für alle deutschen Bundesländer und Städte nach sozialen Gütern, von denen das gesamte Gemeinwesen abhängt, gefragt werden darf: https://trustyourplace.com.

Wutbürger gegen Steuern: ‚die mit ‚7‘ bewerten, zahlen wohl keine Steuern‘

Nachdem über 170 Medien die dpa-Meldung mit unterschiedlichsten Überschriften übernommen haben, erschien auch eine Reihe von Kommentaren, die wiederum – so in der Welt – selbst kommentiert werden durften.
Beginnen wir mit der Kritik an der Studie und ihrem Ergebnis: Nachdem der Spiegel, der noch immer als Deutschlands Leitmedium gilt,  titelte ‚Deutsche zahlen ganz gerne Steuern‘, kritisierte die Welt-Kommentatorin Andrea Seibel (siehe Bild, Copyright WELT) diese Interpretation und rief ihre Landsleute auf: ‚Deutsche, zeigt Mut,seid keine Steuerlämmer!‘.

Die 365 Kommentare zeigen, dass zumindest gutverdienende Männer etwas höheren Alters diesem Aufruf folgen und ihrem Ärger Ausdruck geben, die Steuern seien ohnehin zu hoch und würden falsch ausgegeben. Unsere Frage war allerdings nicht, ob jemand persönlich gerne Steuern zahlt – ‚Zeige mir einen‘ stichelt Andrea Seibel – sondern, wie der Befragte die allgemeine Bereitschaft in seiner Umgebung bewertet, Steuern zu bezahlen. Eine Perzeptionsfrage also.
Allerdings kritisierte Andrea Seibel auch, die Ergebnisse seien nicht repräsentativ.
Nun, Frau Seibel, eine anonyme Umfrage in 45 Sprachen und 141 Ländern kann nicht repräsentativ sein. Es gibt zu unserer Art des Fragens einen englischen Methodologiereport, den man sich hier zu Gemüte führen kann.
Auch die Ludwig-Erhard-Preisträgerin und Tagesspiegel-Kolumnistin Ursula Weidenfeld hat die Meldung über die steuerwilligen Deutschen. entdeckt. Nach ihrer Meinung verwechselt man in der Meldung Akzeptanz mit Zustimmung: „Damit Menschen gern Steuern bezahlen, muss der Staat mit dem eingesammelten Geld tatsächlich zum Wohle aller umgehen. Wenn er mehr Einnahmen hat, als er zur Erledigung seiner Aufgaben braucht, muss er den Bürgern das Geld zurückgeben.“
Staatsschulden tilgen? Kein Thema. Die Steuern waren wohl ein Kredit der Bürger an den Staat? Allerdings wären dann die gesamten Staatschulden umgekehrt ein Kredit des Staates an die Bürger – ein Kredit zur Vorfinanzierung von Steuern und Vermögensabgaben, der irgendwann zurückgezahlt werden muss, natürlich nur von den Zahlungskräftigen unter den Bürgern.
Der starke Widerspruch gegen die festgestellte Solidarität der Deutschen bei der Finanzierung öffentlicher Güter ist eine Perle der Wahrnehmunsverzerrung und erinnert an den Klassiker: Die FDP hat in allen Jahren, in denen sie an der Regierung war, stets die direkten Steuern erhöht. Im Wahlkampf ist sie aber bis heute als Steuersenkungspartei aufgetreten.
Die ständig steigenden Steuereinnahmen Deutschlands sprechen also für die Validität der Umfrageergebnisse. Deutsche jammern zwar ständig über die Steuern – aber sie zahlen sie. Bürger Italiens, Albaniens, Brasiliens und Grossbritanniens beneiden sie darum.

Gefühl wird schnell mit Wissen verwechselt

Verkürzt gesagt, geschieht in unserer Umfrage Folgendes: Unsere Frage, wie man den Zustand von derzeit acht sozialen Gütern bewertet, richtet sich an den Soziologen im Befragten, als der er (oder sie) von uns angesehen wird. Wir haben durch zahlreiche Tests festgestellt, dass Bürger sehr gut ihre sozialen Güter beurteilen können – und dabei keinen Grund haben, diese durch subjektive Erlebnisse und Ansichten auf- und abzuwerten.

So haben etwa aufgrund der Berichte am 3.1.2019 wiederum Befragte anonym Deutschland bewertet. Eine Dame aus dem bayerischen Erbach, die auch qualitativ aktiv war, ‚ (Mich kotzt die hetzjagt gegen die deutsche Autobranche an), vergab eine ‚1‘, also den niedrigsten Wert. Das ist in Deutschland völlig unrealistisch und ist die erste überhaupt vergebene ‚1‘ . Sie setzte also ihren eigenen Ärger als Bewertung der Gemeinschaft.

Ein solches Protestvotum gibt es durchaus. Da aber am 3.1. 2019 auch ein Teilnehmer aus dem Münchner Vorort Ottobrunn die Steuerbereitschaft mit 9 bewertete, Teilnehmer aus Witten und Bonn mit 8, lag der Schnitt am 3. Januar sogar leicht über 7. ‚Das sind wohl die, die keine Steuern zahlen‘, vermutet Andrea Seibel in der Welt. Das wäre in der Tat eine sehr kleine und verzerrte Teilnehmergruppe. Warum aber sollte ausgerechnet die Gruppe cleverer Steuervermeider ihre Gemeinschaft so falsch einschätzen, jene Bürger also, die bei jeder Gelegenheit den Schutz ihres Eigentums durch Polizei, Grundbuchämter und Gerichte erwarten? Steuervermeider verfügen in der Regel über eine sehr fortgeschrittene soziale Intelligenz, wie sich etwa im Cum-Ex-Fall zeigt, wo sie ja nicht nur Steuern vermeiden, sondern diese stehlen und dies als ‚legal‘ bezeichnen.

Es fällt uns offen gestanden schwer, Journalisten und Mitarbeitern von Verwaltungen und Organisationen zu erklären, wie Validität entsteht und wie sie ausgewiesen wird. Die meisten glauben einfach, die Zahl von 1005 Befragten, die ‚repräsentativ‘ ausgewählt wurden, spräche gleichzeitig für die Richtigkeit und Wahrheit der Ergebnisse.

Dabei würde ja gerade im Falle dieses Indikators die Wut der Kritiker noch steigen, wenn sie hören müßten, dass eine große ‚repäsentative‘ Mehrheit von Deutschen die Bereitschaft zur Finanzierung öffentlicher Güter durch Steuern in Deutschland für hoch hält.

Alternativmedien wittern Fake News und Relotius

Während die Printmedien den dpa-Artikel mit sehr unterschiedlichen Überschriften übernahmen, diagnostizierten Alternativmedien wie sciencefiles sofort Fake News und einen neuen Fall Relotius.

Immerhin machte der Verfasser sich die Mühe, die Quelle und den Fragebogen zu recherchieren und auch den Ländervergleich zu zeigen. Er konnte nicht wissen, dass die dpa-Redakteurin uns angerufen hat und selbstverständlich ebenfalls Fragebogen und Quelle überprüfte. Also keine Fake News. Dennoch übernahmen ein Dutzend Alternativblogs diesen Bericht, der mit dem überraschenden Fazit endet:
„Aber vom Spiegel ist man Lügen zwischenzeitlich gewohnt, schon weil Lügen das Hauptwerkzeug sind, dessen sich Sozialisten bedienen.“
Der Spiegel hat populär interpretiert – gelogen ist an der Meldung nichts. Jede Regierung, nicht nur eine sozialistische, ist auf Steuern angewiesen.

Auch die russischen Sputniknews brachten einen eigenen Artikel mit dem sachlicheren Titel ‚Deutsche eifrigste Steuerzahler‘. Autor Armin Siebert machte sich auch die Mühe, diesen Artikel hier zu zitieren. Übrigens wurden beide Artikel – wie auch die in der WELT kommentiert – und die Kommentare und likes bestätigen die Stimmung, die auch in der WELT vorherrscht: Hier werde mit Regierungspropaganda versucht, dem deutschen Michel seine hart verdienten Dukaten aus der Tasche zu ziehen.

Das Vorwissen der Befragten nutzen

Es wird noch lange dauern, bis Regierungen anerkennen, das nicht nur Weltraumfahrt und Kernforschung Erkenntnisse bringen, sondern auch Sozialforschung.

Die Freiheit der Interpretation von Umfrageergebnissen kündet von einer Übermacht des Vorwissens: Gerade in sozialwissenschaftlichen Fragen und Themen meint jeder, selbst Fachfrau und Fachmann zu sein. Eben aus diesem Grund hat das Basel Institute of Commons and Economics in jahrelangen und weltweiten Tests Fragemethoden entwickelt, die genau dieses Vorwissen anerkennen, also den Befragten nicht nur als Objekt, sondern auch als Subjekt sozialwissenschaftlicher Erkenntnis zu betrachten.
Durch die neuen elektronischen Medien können Umfragen nun anonym und randomisiert durchgeführt werden. Kein Interviewer muss mehr die Antworten hervorlocken. Kein Befragter muss fürchten, wegen seiner Antwort Schwierigkeiten zu bekommen.
Open Access, offener Zugang ist der neue Weg, sozialwissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Wege der Bürgerbeteiligung zu bekommen – ein Weg, den die Medien übrigens selbst mit ihren – leider meist unqualifizierten – binären Fragen oft wählen.

Das Ergebnis ist nicht nur eine niedrige, sondern eine durch alle Panels gleich niedrige mittlere Standardabweichung, wie wir sie bereits 2016 in Kambodscha nachweisen konnten. Hier die Zahlen. Wenn also jemand nach der Repräsentativität fragt, drückt er damit die Vermutung aus, die Menge der Befragten und ihre sozio-demografischen Eigenschaften, insbesondere Alter und Geschlecht, würden die Antwort stark beeinflussen. Wir sagen dann: Ja, dann müsste aber die Abweichung entsprechend gross sein. Das ist sie aber nicht. In Kambodscha liegt sie stets um 1.5. Das Maximum wäre 4.5!

Der große Erfolg des World Social Capital Monitor beruht auf der hohen Akzeptanz, die die Fragen und die Art der Befragung genießen. Der Unterschied des Monitors zu einer Repräsentativumfrage ist wie der Unterschied zwischen einer Volksabstimmung und einer Wahl: Im einen Fall beeinflusst man selbst das Ergebnis und hat das Gefühl, Mit-Entscheider zu sein.
Im anderen Fall hat man nur eine Vollmacht, im Falle der Steuern gar eine Einzugsermächtigung für Dritte erteilt.

 

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Auf dem World Social Capital Forum in Göteborg  (ganz links Alexander Dill vom Basel Institute)

 

 

 

 

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admin am Juli 17th 2010

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